Die Anästhesie- und Intensivpflege gehört zu den anspruchsvollsten und verantwortungsvollsten Bereichen der Pflege. Als Fachpflegekraft in diesem Bereich betreust Du Patient:innen in besonders kritischen Situationen ihres Lebens. Ob während einer Operation im OP-Saal oder bei der intensivmedizinischen Versorgung – Dein Fachwissen und Deine Handlungskompetenz sind hier besonders gefragt.
In Deinem Arbeitsalltag treffen modernste Medizintechnik, komplexe pharmakologische Kenntnisse und die unmittelbare Patient:innenversorgung aufeinander und machen die Anästhesie- und Intensivpflege spannend und abwechslungsreich, aber auch fordernd. Hier benötigst Du nicht nur fundiertes theoretisches Wissen, sondern auch praktische Fertigkeiten, schnelle Entscheidungsfähigkeit und eine gewisse Resilienz, um in Notfallsituationen überlegt zu handeln.
In diesen spannenden Beruf bringt Dich die Fachweiterbildung in der Anästhesie- und Intensivpflege. Sie eröffnet Dir neue berufliche Perspektiven und die Möglichkeit, Deine Patient:innen noch besser zu versorgen. Gleichzeitig gehen mit Deiner neu gewonnenen Expertise auch Gehaltssteigerungen einher. Was Du über die Fachweiterbildung wissen solltest und ob die Anästhesie- und Intensivpflege das richtige für Dich ist, liest Du hier.
Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege – Voraussetzungen
Grundqualifikation
Als Basis benötigst Du eine abgeschlossene Ausbildung als Pflegefachfrau/-mann, Gesundheits- und Krankenpfleger:in oder Kinderkrankenpfleger:in. Diese Grundqualifikation ist unverzichtbar, da in der Weiterbildung bereits tiefgreifende pflegerische Kenntnisse vorausgesetzt werden. Auf diesem Fundament baust Du sodann auf und erweiterst Dein Expertenwissen.
Berufserfahrung
Die meisten Weiterbildungsstätten setzen mindestens sechs bis zwölf Monate Berufserfahrung in der allgemeinen Pflege voraus. In dieser Zeit sammelst Du ausreichend erste praktische Erfahrung und lernst, worauf es in der Pflege ankommt, sodass Du bestens vorbereitet in Deine Weiterbildung gehen kannst.
Beschäftigungsverhältnis
In der Regel musst Du während der Weiterbildung in einer entsprechenden Fachabteilung (Anästhesie oder Intensivstation) arbeiten, damit Du das Gelernte direkt in die Praxis umsetzen und so verfestigen kannst. Viele Kliniken bieten hierfür spezielle Weiterbildungsarbeitsverträge an.
Persönliche Voraussetzungen
Genauso wichtig wie die Erfüllung der formellen Voraussetzungen ist Deine persönliche Eignung. Die folgenden Eigenschaften wappnen Dich für den Arbeitsalltag in der Anästhesie- und Intensivpflege:
- Hohe Belastbarkeit in Stresssituationen
- Ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein
- Technisches Verständnis und Interesse
- Sehr gute Beobachtungsgabe
- Teamfähigkeit und Kommunikationsstärke
- Bereitschaft zum lebenslangen Lernen
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Weiterbildung ist in Deutschland durch die jeweiligen Weiterbildungsordnungen der Bundesländer geregelt. Sie ähneln sich zwar weitestgehend, unterscheiden sich aber in einigen Details. Deshalb empfehlen wir Dir, vor Deiner Ausbildung einen Blick in die Weiterbildungsordnung Deines Bundeslandes zu werfen.
Finanzielle Aspekte
Die Kosten für die Weiterbildung übernehmen häufig Arbeitgeber:innen - insbesondere dann, wenn Du einen Weiterbildungsvertrag abschließt. Hierin findest Du meist eine Bindungsklausel an das Unternehmen für einen bestimmten Zeitraum nach Abschluss der Weiterbildung, damit sich die Investition in Deine Weiterbildung auch für die Einrichtung lohnt.
Weiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege - Inhalte
Die Weiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege setzt sich aus theoretischen und praktischen Teilen zusammen und bereitet Dich so umfassend auf die komplexen Anforderungen Deines zukünftigen Arbeitsfeldes vor.
Theoretische Ausbildung
Medizinische Grundlagen
- Anatomie und Physiologie mit besonderem Fokus auf Atmung, Kreislauf und Nervensystem
- Pathophysiologie verschiedener Krankheitsbilder
- Pharmakologie mit Schwerpunkt auf Anästhetika, Analgetika und Notfallmedikamente
- Hygiene und Infektionsprävention im OP und auf der Intensivstation
Pflegerische Kompetenzen
- Monitoring und Überwachung von Patient:innen
- Beatmungstherapie und Atemwegsmanagement
- Schmerzmanagement und -assessment
- Wundversorgung und Verbandstechniken
- Ernährungsmanagement bei Intensivpatient:innen
Medizintechnik
- Beatmungsgeräten und deren Einstellungen
- Monitoring-Systemen
- Infusions- und Spritzenpumpen
- Spezialgeräten wie ECMO oder Dialysegeräten
Praktische Ausbildung
- Die sichere Handhabung aller relevanten medizintechnischen Geräte
- Das Management von Notfallsituationen
- Die selbstständige Betreuung von Patient:innen unter Supervision
- Die interprofessionelle Zusammenarbeit im Team
Fachweiterbildung Intensivpflege und Anästhesie – Dauer und Abschluss
Die Weiterbildung erstreckt sich in der Regel über einen Zeitraum von zwei Jahren bei Vollzeitbeschäftigung. Einige Einrichtungen bieten auch Teilzeitmodelle an, bei denen sich die Gesamtdauer entsprechend verlängert. Der Unterricht findet meist in Blockseminaren statt, die sich mit den Praxisphasen abwechseln, kann seltener aber auch als wöchentliche Veranstaltung stattfinden.
Die Weiterbildung umfasst:
- Mindestens 720 Stunden theoretischen Unterricht
- 2.500 Stunden praktische Ausbildung
- Zusätzliche Stunden für das Selbststudium und die Prüfungsvorbereitung
Bereits während Deiner Weiterbildung erwarten Dich regelmäßige Prüfungsleistungen:
- Regelmäßige Lernerfolgskontrolle
- Praktische Zwischenprüfungen
- Facharbeiten oder Projektarbeiten
- Dokumentation von Fallbeispielen
Die Weiterbildung beendest Du mit einer staatlich anerkannten Abschlussprüfung, die mehrere Teile umfasst:
- Schriftliche Prüfung
- Mündliche Prüfung vor einem Prüfungsausschuss
- Praktische Prüfung am Patient:innenbett
Nach Deinem erfolgreichen Abschluss erhältst Du die staatliche Anerkennung als Fachpflegekraft für Anästhesie- und Intensivpflege. Damit öffnest Du Dir bundesweit zahlreiche Türen und kannst Dein neu erlerntes Spezialwissen nun in diversen medizinischen Einrichtungen einsetzen, um Patient:innen intensivmedizinisch zu betreuen.
Anästhesie- und Intensivpfleger:in – Aufgabengebiet
Im Bereich der Anästhesiepflege bereitest Du Narkosen vor, assistierst bei ihrer Durchführung und überwachst Deine Patient:innen während der gesamten Operation. Dabei kontrollierst Du kontinuierlich die Vitalparameter und dokumentierst den Verlauf. Du stehst den Ärzt:innen bestmöglich zur Seite und leitest im Notfall lebensrettende Maßnahmen ein. Auch in der postoperativen Phase bist Du für die Patient:innen da, begleitest sie bis zum vollständigen Erwachen aus der Narkose und beantwortest Fragen oder leistest bei Bedarf seelische Unterstützung.
In der Intensivpflege betreust Du schwerkranke und lebensbedrohlich erkrankte Patient:innen rund um die Uhr. Du überwachst medizinische Geräte wie Beatmungsmaschinen oder Dialysegeräte, führst eigenständig Behandlungspflege durch und reagierst sofort auf Veränderungen des Gesundheitszustands. Auch hierbei bist Du nicht alleine, sondern arbeitest in interdisziplinären Teams mit Ärzt:innen und anderen Fachbereichen zusammen. Auch die Beratung von Angehörigen gehört zu Deinen täglichen Aufgaben - Du erklärst einfühlsam und professionell die Situation, beantwortest Fragen und gibst Tipps, wie die Liebsten Deiner Patient:innen jetzt am besten für sie da sein können.
Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege – Anerkennung
Die Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege ist eine geschützte Berufsbezeichnung und wird von spezialisierten Bildungszentren an Krankenhäusern oder von Berufsfachschulen angeboten. Der Abschluss wird bundesweit anerkannt und berechtigt Dich zur Führung der Berufsbezeichnung "Fachgesundheits- und Krankenpfleger:in für Intensivpflege und Anästhesie". Möchtest Du danach noch Medizin studieren, kannst Du Dir die Weiterbildung auf Dein Studium anrechnen lassen.
Fachweiterbildung Anästhesie- und Intensivpflege – Kosten
Die Kosten für die zweijährige Fachweiterbildung variieren je nach Bundesland und Bildungseinrichtung, belaufen sich aber meist auf 3.500 bis 7.000 Euro für die gesamte Weiterbildung. Viele Arbeitgeber:innen unterstützen die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter:innen finanziell oder übernehmen die stattliche Summe komplett, sofern sie dies mit einer Bindungsfrist an das Krankenhaus verbinden können.
Neben den reinen Lehrgangskosten solltest Du auch Ausgaben für Fachliteratur, Arbeitskleidung und gegebenenfalls Fahrtkosten einplanen, die Du gegebenenfalls durch Förderprogramme oder Stipendien decken kannst. Auch für die Ausstellung des Zertifikats, das den erfolgreichen Abschluss Deiner Ausbildung belegt, wird ein zusätzlicher Betrag fällig.
Anästhesie- und Intensivpfleger:in – Gehalt
Als Fachgesundheits- und Krankenpfleger:in für Intensivpflege und Anästhesie kannst Du mit einem deutlich höheren Gehalt rechnen als Pflegekräfte ohne Fachweiterbildung. In öffentlichen Einrichtungen wirst Du nach dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD) in der Entgeltgruppe P8 bis P9 eingruppiert, wo bereits das Grundgehalt zwischen 3.400 und 4.200 Euro brutto monatlich beträgt.
Zusätzlich erhältst Du Zulagen für Schicht- und Nachtarbeit, Wochenenddienste und Bereitschaftsdienste, die Dein Grundgehalt um 500 bis 1.000 Euro monatlich erhöhen können. In privaten Kliniken oder Spezialkliniken darfst Du oft mit noch höheren Gehältern rechnen. Auch mit zunehmender Berufserfahrung, weiteren Zusatzqualifikationen und der Übernahme von Leitungsaufgaben klettert Dein Gehalt weiter in die Höhe.
Anästhesie- und Intensivpfleger:in – Arbeitszeiten
Als Anästhesie- und Intensivpfleger:in arbeitest Du in einem System, das eine Rund-um-die-Uhr-Versorgung Deiner Patient:innen gewährleistet und deshalb leider von unregelmäßigen Arbeitszeiten geprägt ist. Der Schichtdienst ist dabei in der Regel in Früh-, Spät- und Nachtschichten eingeteilt, wobei die genauen Zeiten von Einrichtung zu Einrichtung variieren können. Eine Frühschicht beginnt zum Beispiel zwischen 5:30 und 6:30 Uhr, die Spätschicht startet gegen 13:30 oder 14:00 Uhr, und die Nachtschicht übernimmt ab 21:00 oder 21:30 Uhr die Verantwortung.
Im Bereich der Anästhesiepflege richtet sich Dein Arbeitsbeginn nach dem OP-Programm. An planmäßigen OP-Tagen bedeutet dies häufig einen frühen Start, damit Du die ersten Einleitungen vorbereiten kannst. Zusätzlich zum regulären Schichtdienst kommt der Bereitschaftsdienst, bei dem Du auch nachts und an Wochenenden für Notfälle zur Verfügung stehst. Deine durchschnittliche Wochenarbeitszeit beträgt je nach Einrichtung zwischen 38,5 und 40 Stunden, wobei durch Bereitschaftsdienste und Überstunden auch höhere Arbeitszeiten entstehen können.
Die Dienstplangestaltung erfolgt unter Berücksichtigung gesetzlicher Vorgaben zu Ruhezeiten und maximaler Arbeitszeit: Nach einem Nachtdienst hast Du in der Regel mindestens elf Stunden frei, bevor Du wieder eingeteilt werden darfst. Die Wochenend- und Feiertagsdienste werden im Team fair verteilt, wodurch Du etwa jedes zweite bis dritte Wochenende arbeitest.
Anästhesie- und Intensivpfleger:in – Einsatzorte
In Krankenhäusern arbeitest Du hauptsächlich auf Intensivstationen verschiedener Fachrichtungen oder im OP-Bereich. Dabei kann es sich um allgemeine Intensivstationen handeln, aber auch um hochspezialisierte Bereiche wie kardiologische, neurologische oder pädiatrische Intensiveinheiten. Im Anästhesiebereich bist Du in den Operationssälen, Einleitungsräumen und Aufwachräumen tätig.
Auch ambulante OP-Zentren beschäftigen zunehmend Fachpflegekräfte für die Narkoseüberwachung. In spezialisierten Rehabilitationskliniken betreust Du Patient:innen in der Frührehabilitation nach schweren Erkrankungen oder Unfällen. Einige Fachpflegekräfte arbeiten auch in Rettungsdiensten oder auf Intensivtransportwagen, wo sie kritisch kranke Patient:innen während der Verlegung zwischen Krankenhäusern begleiten.
Besonders herausfordernd wird Deine Arbeit in großen Universitätskliniken, wo Du an der Versorgung hochkomplexer Fälle beteiligt bist und oft mit den neuesten medizinischen Technologien arbeitest. Auch in der Notaufnahme oder in Stroke Units ist Deine Expertise in der Versorgung kritisch kranker Patient:innen gefragt.