Das Jahr 2025 ist da! Falls Du es auch noch nicht fassen kannst, dass 2015 nicht drei Jahre, sondern gleich ein ganzes Jahrzehnt her ist, geht es Dir wie uns. Wahnsinn, wie die Zeit verfliegt - ein Grund mehr, dass wir gemeinsam auf die letzten zehn Jahre zurückblicken und schauen, was sie der Pflege beschert haben. Bist Du bereit? Dann schnapp Dir Dein Lieblingsheißgetränk und los geht’s!
Pflegeberufereformgesetz und Einführung der generalistischen Pflegeausbildung
Das Pflegeberufereformgesetz (PflBRefG) wurde im Juli 2017 erlassen und hat - so verrät es bereits der Name - die Pflegeausbildung reformiert: Die bisher im Krankenpflegegesetz und Altenpflegegesetz getrennt geregelten Ausbildungen wurden zusammengeführt zur generalistischen Pflegeausbildung. Nunmehr durchlaufen sämtliche Auszubildenden zunächst zwei Jahre lang eine einheitliche Ausbildung, bevor sie sich im praktischen Teil spezialisieren.
Angehende Pflegekräfte, die noch mehr ins Detail gehen möchten, können ein Pflegestudium absolvieren, das ergänzend zur Ausbildung eingeführt wurde. Zur Verfügung stehen mittlerweile viele spannende Studiengänge - von Pflegewissenschaften über Pflegemanagement bis hin zur Advance Nursing Practice. Die Möglichkeit, Pflege auch in Form eines Studiums zu erlernen, wertet für alle Beteiligten die Pflege auf - und eröffnet Pflegekräften neue Karrierewege und die Chance, mehr Verantwortung zu übernehmen. Wie gut dieses Konzept funktionieren kann, machen bereits seit Längerem andere Länder wie Frankreich, Schweden oder Großbritannien vor. In Deutschland lässt die durch die Förderung akademischer Pflegeberufe von der Politik erhoffte Reduzierung des Dauerpflegenotstands allerdings noch auf sich warten.
COVID-19-Pandemie
Die COVID-19-Pandemie hat wie kein anderes Ereignis der letzten zehn Jahre das Leben und den Alltag aller Menschen weltweit verändert. Und plötzlich schien der Politik siedend heiß einzufallen, was sie bis dahin so erfolgreich verdrängt hatte: Wir brauchen Pflegekräfte - haben aber zu wenig! Und die, die wir haben, sind längst an ihrer Belastungsgrenze und müssen ihren Job unter schlechten Arbeitsbedingungen vollbringen.
Während andere zuhause blieben und sich vor dem Coronavirus geschützt haben, kamen Pfleger:innen nicht in diesen Luxus. Sie arbeiteten mehr denn je und kämpften täglich nicht nur für die Leben unzähliger Menschen, sondern auch gegen eine zunehmende Unterversorgung an. Auf die Hilferufe der Pflegekräfte wurde geantwortet - mit Applaus. Was die einen noch als nett gemeinte Geste annehmen konnten, war für die anderen blanker Hohn: Zu all den Maßnahmen, die dem in der Krise steckenden überlebenswichtigen Berufsfeld hätten helfen können, zählten Händeklatscher nun mal nicht.
Einführung des Pflegebonus
Als Würdigung der hohen Belastung des Pflegesektors während der Pandemie entschied sich die Bundesregierung dazu, einen Pflegebonus zur Verfügung zu stellen. Was in der Theorie die Hoffnung nährte, dass die Öffentlichkeit und vor allem die Politik endlich die großen Missstände in der Pflege ernst nehmen würden, entpuppte sich in der Realität wieder überwiegend als Enttäuschung: Schlecht organisierte und ungleichbehandelnde Auszahlungen von einmaligen Summen, die bestenfalls als “Tropfen auf den heißen Stein” bezeichnet werden konnten.
Pflegereform
Nach Jahren folgte dann doch ein Lichtblick: Die von Jens Spahn lange angekündigte Pflegereform verhieß ab 2022 unter anderem eine verpflichtende Bezahlung nach Tarif und bundesweit einheitliche Personalschlüssel in Pflegeheimen. Diese gut gemeinten Überlegungen haperten wiederum in der Umsetzung: Kinderlose wurden benachteiligt, die Tarifbindung ließ sich mehr oder weniger leicht durch Absprachen und Lohndumping umgehen und die Finanzierung reichte nicht aus. Trotz alledem schaffte die Pflegereform einen wichtigen Schritt in Richtung fairer Gehälter und festigte ein Muster: Die Bundesregierung schien die Missstände in der Pflege endlich ernster zu nehmen und angehen zu wollen.
Bundesweit einheitlicher Pflege-Mindestlohn und stärkere schrittweise Anhebungen
Dieses Muster setzte sich in der Festlegung des bundesweit einheitlichen Pflege-Mindestlohns und seiner schrittweisen Anhebungen fort: Der seit 2010 existierende gesetzliche Pflegemindestlohn wurde im Jahr 2022 bundesweit vereinheitlicht. Seit 2021 differenziert die gezahlte Summe zudem je nach Qualifikation der Pfleger:innen - es gibt also streng genommen drei verschiedene Pflegemindestlöhne. Der Pflegemindestlohn liegt über dem in 2015 eingeführten gesetzlichen Mindestlohn, weshalb beide nebeneinander bestehen. Zudem wird der Pflegemindestlohn regelmäßig erhöht: Die letzte Anhebung fand am 1. Mai 2024 statt - seitdem verdienen Pflegehilfskräfte mindestens 15,50 Euro pro Stunde, qualifizierte Pflegehilfskräfte 16,50 Euro und Pflegefachkräfte mindestens 19,50 Euro. Auf die nächste Erhöhung dürfen Pfleger:innen sich zum 1. Juli 2025 freuen.
Fazit - das letzte Jahrzehnt in der Pflege
Die Pflege blickt auf ein turbulentes Jahrzehnt zurück, das insbesondere von der COVID-19-Pandemie nachhaltig geprägt wurde. Sie war es, die eine ohnehin schon überlastete Branche an und über ihre Grenzen hinaus gebracht hat. Sie war es aber auch, die der Politik und der Gesellschaft nochmal mit Nachdruck gezeigt hat: So kann es nicht weitergehen.
Es folgten diverse Veränderungen, die aber weit hinter dem zurückblieben, was die Pflege gebraucht hätte. Die Politik schmiedete Pläne, als wolle sie einen Berg erklimmen, schaffte es dann aber kaum aus dem Tal heraus. Was bedeutet das nun also für das nächste Jahrzehnt? Die Missstände in der Pflege werden mit dem demografischen Wandel weiter wachsen - und die Politik müsste ein deutlich anderes Tempo auffahren, um damit auch nur halbwegs mitzuhalten.