Pflegekraft meistert herausfordernde Situation mit Angehörigen
By Lisa Harings  profile
                                            image Lisa Harings
3 min read

Herausfordernde Situationen mit Angehörigen in der Pflege meistern

Die Arbeit in der Pflege hat ihre Höhen, ihre Tiefen und ihre stressigen Phasen - vor allem Letztere kommen selten zu kurz. Und gerade dann, wenn ein Notfall nach dem nächsten eintrudelt und Du gar nicht mehr weißt, wo Dir der Kopf steht, stehen sie bei Dir auf der Matte: die Angehörigen. Sie haben ein Anliegen, eine Kritik oder viele Fragen, deren Beantwortung Zeit brauchen würde - Zeit, die Du nicht hast. Wie gehst Du mit den Angehörigen in solch einer schwierigen Situation um? 

Verstehe die Situation der Angehörigen 

 

Angehörige von pflegebedürftigen Menschen sind in keiner leichten Situation: Die Erkenntnis, dass ein geliebtes Familienmitglied plötzlich nicht mehr ohne Unterstützung seinem Alltag nachgehen kann oder zunehmend an Demenz erkrankt, kann sehr einschneidend sein. Oft werden die Pflegebedürftigen zu einer zeitlichen, finanziellen und emotionalen Belastung für ihre Angehörigen, die selbst mit eigenen Problemen und vollen Terminkalendern kämpfen. 

Diese nervenaufreibende Situation tritt in der Regel unerwartet ein und erwischt die Angehörigen, bevor sie sich in Ruhe mit dem Thema Pflege auseinandersetzen konnten. Jetzt sind sie also verunsichert, unter Stress und ratlos und werden obendrein selbst oft stark im eigenen Alltag durch die Pflegesituation eingeschränkt. Viele von den Betroffenen schränken ihre Erwerbstätigkeit ein oder geben sie ganz auf, um ihre Liebsten pflegen zu können.1 Mit dem kommen sie übrigens auch nicht immer ohne Weiteres zurecht: Denn viele Angehörige sind selbst bereits älter2 und meistern ihr eigenes Leben nur noch mit Mühe. Für die zusätzliche Belastung ihrer pflegebedürftigen Angehörigen haben sie also eigentlich keine Kapazitäten - sie sind erschöpft oder ausgebrannt. 

Nimm Dir Zeit für ein Anfangsgespräch 

 

Klar, eigentlich brauchst Du Deine Zeit für die Pflege Deiner Patient:innen selbst. Eine Rundum-Betreuung ihrer Angehörigen übersteigt die Kapazitäten, die Du hast. Trotzdem: Zumindest beim ersten Kennenlernen solltest Du Dir ein paar Minuten nehmen, um mit einer guten Basis zu starten und gegenseitige Erwartungen gleich abzustecken. 

Stelle Dich also vor und höre nach, ob die Angehörigen Deiner:s Patient:in Anliegen oder Fragen an Dich haben. Unter Umständen haben sie sogar den ein oder anderen Tipp für Dich, der Dir die Pflege erleichtert. Erkläre den Angehörigen Deine Rolle und beschreibe ihnen, was Deine Aufgaben sind (und was nicht). Viele Angehörige wissen gar nicht, wie eine Pflege abläuft und was sie von einer Pflegekraft erwarten können und haben dadurch falsche Vorstellungen, die enttäuscht werden können. 

Insbesondere die zeitlichen Aspekte solltest Du bereits frühzeitig abstecken: Besprich mit den Angehörigen, wie viel Zeit Dir für die Pflege ihres/ihrer Liebsten zur Verfügung steht und wann und wie lange Du für ihn/sie da sein wirst. Beantworte aufkommende Fragen und versuche, Dir die Namen der Angehörigen zu merken - das macht die spätere Zusammenarbeit um einiges angenehmer und zeigt den Angehörigen, dass Du sie wertschätzt. 

 

Beziehe die Angehörigen mit ein 

 

Im Laufe Deiner Arbeit werden die Angehörigen viele Fragen haben. Versuche, sie kurz zu beantworten und beziehe die Angehörigen mit ein, indem Du ihnen erklärst, was Du machst und warum. So vermeidest Du Verwirrungen und Missverständnisse, bevor sie entstehen. 

Frage Angehörige auch nach Wünschen (von ihnen selbst oder von den pflegebedürftigen Personen) oder nach Tipps im Umgang mit den Pflegebedürftigen. So lernst Du die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen und Angehörigen besser kennen und gibst den Angehörigen gleichzeitig das Gefühl, eine entscheidende Rolle zu spielen.  

 

Setze Grenzen und kommuniziere sie 

 

Wenn Angehörige zu viel (Zeit, Arbeit, Aufmerksamkeit) von Dir fordern, darfst und solltest Du das kommunizieren. Schließlich bist Du die einzige Person, die für Deine eigenen Grenzen einstehen kann. Hinzu kommt: Nehmen Angehörige eines/einer Pflegebedürftigen so viel Zeit von Dir in Anspruch, dass Deine Arbeit darunter leidet, leiden auch Deine Patient:innen. Indem Du frühzeitig Grenzen setzt, schützt Du also auch sie. 

Erkläre den Angehörigen einfühlsam, aber bestimmt, dass und weshalb Du manche ihrer Wünsche nicht erfüllen kannst. Vielleicht kannst Du ihnen aber Tipps geben, wo sie die Unterstützung finden können, die sie sich vorstellen. 

 

Umgang mit fordernden Angehörigen in der Pflege - Fazit 

Die Pflege ist leider kein konfliktarmes Berufsfeld - und Angehörige können Deinen Stress noch erhöhen. Die beste Lösung für alle findest Du, indem Du offen bleibst, die Gefühle und Wünsche der Angehörigen ernst nimmst und gleichzeitig Deine eigenen Grenzen kommunizierst und für sie einstehst. Findest Du mal keine Lösung für einen Konflikt, kannst und solltest Du Dir Rückendeckung bei der Pflegeleitung holen und größere Auseinandersetzungen über sie klären lassen. 

 Quellen:

  1. Bundesministerium für Gesundheit (o. J.): Belastungen pflegender Angehöriger – Ursachen, Folgen und Unterstützungsmöglichkeiten. Online verfügbar unter: https://gesund.bund.de/belastungen-pflegende-angehoerige#auf-einen-blick (Abrufdatum: 17.02.2025).
  2. AOK (o. J.): Tipps für die Pflege von Angehörigen zu Hause. Online verfügbar unter: https://www.aok.de/pk/magazin/pflege/pflegetipps/tipps-fuer-die-pflege-von-angehoerigen-zu-hause/ (Abrufdatum: 17.02.2025).
By Lisa Harings  profile image Lisa Harings
Aktualisiert am
Magazin