Als Hygienefachkraft kümmerst Du Dich um die Sicherheit, Gesundheit und das Wohlbefinden von Patient:innen und Mitarbeitenden, indem Du dafür sorgst, dass Hygieneregeln eingehalten und korrekt ausgeführt werden. Deshalb tragen Spezialist:innen für Hygiene und Infektionsprävention in Gesundheitseinrichtungen eine entscheidende Schlüsselrolle, die nicht zuletzt seit der Corona-Pandemie umso stärker in den Fokus gerückt ist.
Möchtest Du Hygienefachkraft bzw. Hygienebeauftragte:r werden, musst Du dafür in der Regel eine Weiterbildung absolvieren, die auf einer Grundqualifikation aufbaut. Du beendest sie mit einer staatlichen Prüfung, deren erfolgreiches Bestehen Dir einen deutschlandweit anerkannten Abschluss beschert. Mit ihm kannst Du nicht nur neue, spannende Aufgaben übernehmen, sondern auch mehr Gehalt verdienen. In diesem Artikel stellen wir Dir das Berufsbild der Hygienefachkraft vor und verraten Dir alles Wichtige, was Du über die Weiterbildung wissen solltest.
Hygienefachkraft – Voraussetzungen
Um die Weiterbildung zur Hygienefachkraft beginnen zu können, musst Du bereits über fundierte Grundqualifikationen verfügen und oft auch eine mindestens zweijährige Berufserfahrung nachweisen können. Als Basisqualifikation benötigst Du eine abgeschlossene Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf. Dabei kommen verschiedene Berufsabschlüsse in Frage: Gesundheits- und Krankenpfleger:in, Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger:in oder auch Medizinische:r Fachangestellte:r.
Neben der fachlichen Qualifikation solltest Du auch einschlägige persönliche Eigenschaften mitbringen: Ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein ist unerlässlich, da Du später für die Einhaltung hygienischer Standards verantwortlich sein wirst. Auch ein kompetentes und selbstbewusstes Auftreten und starke Kommunikationsfähigkeiten sind hier von Vorteil, weil Du viel mit Menschen zusammenarbeiten wirst und Pflegekonzepte professionell durchsetzen können musst. Wie in jedem Pflegeberuf helfen Dir schließlich die Fähigkeit zum analytischen Denken und eine gewisse Problemlösungskompetenz dabei, mit komplexen und unvorhersehbaren Situationen fertig zu werden und auch unter Stress ruhig zu bleiben.
Beachte dabei, dass die Weiterbildung zur Hygienefachkraft in jedem Bundesland etwas anders geregelt ist und auch je nach Weiterbildungsanbieter:in Unterschiede aufweist. Prüfe deshalb im Vorhinein, ob die von Dir gewählte Weiterbildung tatsächlich staatlich anerkannt ist. Hierfür sprechen zum Beispiel TÜV- oder IHK-Zertifizierungen oder Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH). Bist Du Dir unsicher, solltest Du vor Deinem Weiterbildungsbeginn nachfragen und Dir die staatliche Anerkennung schriftlich (zum Beispiel per E-Mail) bestätigen lassen.
Hygienefachkraft – Inhalt und Dauer der Weiterbildung
Die Weiterbildung zur Hygienefachkraft dauert in der Regel zwei Jahre und gliedert sich in theoretische und praktische Phasen. Der theoretische Teil umfasst mindestens 720 Stunden und vermittelt Dir ein breit gefächertes Wissen in diversen Kernbereichen. So beschäftigst Du Dich zum Beispiel mit medizinischer Mikrobiologie und lernst alles über Krankheitserreger, ihre Übertragungswege und Bekämpfungsmöglichkeiten. In der Epidemiologie erfährst Du, wie sich Infektionen in Einrichtungen ausbreiten können und wie Du dies durch geeignete Maßnahmen verhinderst.
In den praktischen Ausbildungsphasen, die mindestens 80 Stunden umfassen, wendest Du Dein neu gewonnenes theoretisches Wissen direkt in einer Gesundheitseinrichtung an. Hier führst Du Hygienekontrollen durch, erstellst Desinfektionspläne oder konzipiert Schulungen für das Personal, damit Deine Kolleg:innen Deine Hygienekonzepte effektiv umsetzen können. Besonders spannend sind die praktischen Übungen zur Durchführung von Hygieneinspektionen und zur Probenentnahme für mikrobiologische Untersuchungen - denn hier geht es ans Eingemachte und Du siehst, wie erfolgreich (oder unerfolgreich) bisherige Hygienemaßnahmen sind.
In der Weiterbildung zur Hygienefachkraft lernst Du auch, welche rechtlichen Vorschriften und Gesetze Du in Deinem zukünftigen Job einhalten musst. Du beschäftigst Dich mit dem Infektionsschutzgesetz, verschiedenen Hygieneverordnungen und den Richtlinien des Robert Koch-Instituts und wirst dabei bald merken, dass sich die für Dich geltenden Rechtsvorschriften regelmäßig ändern können - es gilt also, am Ball zu bleiben!
Darüber hinaus entwickelst Du Skills in Bereichen wie Qualitäts- und Risikomanagement, aber auch Management- und Kommunikationsskills. Denn bald wirst Du nicht nur Hygienestandards entwickeln, dokumentieren und ihre Einhaltung überwachen, sondern auch Deine Mitarbeiter:innen beraten und Teams führen. Für all das legst Du in Deiner Weiterbildung zur Hygienefachkraft den Grundstein.
Was den zeitlichen Ablauf betrifft, wird die Weiterbildung meist berufsbegleitend angeboten. Die theoretischen Einheiten finden in Blockwochen statt, sodass Du Beruf und Weiterbildung gut miteinander vereinbaren und vorausplanen kannst. Zwischen den Präsenzphasen gibt es Selbstlernphasen, in denen Du das Gelernte vertiefst und Projektarbeiten erstellst - und natürlich noch ausreichend Zeit für Dein Privatleben haben sollst.
Weiterbildung zur Hygienefachkraft – Prüfung
Zum krönenden Abschluss Deiner zweijährigen Weiterbildung zur Hygienefachkraft legst Du eine mehrteilige Prüfung ab. Sie ist so konzipiert, dass Du Dein erlerntes Wissen und Deine praktischen Fähigkeiten unter Beweis stellen und zeigen kannst, dass Du bereit bist für den Beruf der Hygienefachkraft.
Im schriftlichen Prüfungsteil erwarten Dich theoretische Aufgaben und Fallstudien. Hier geht es darum, dass Du zeigst, wie Du Dein Fachwissen in konkreten Situationen anwenden kannst - Du analysierst also beispielsweise Ausbruchsszenarien, entwickelst Hygienepläne oder bewertest die Einhaltung von Hygienestandards in verschiedenen Abteilungen. Die schriftlichen Prüfungen legst Du jeweils zum Ende eines Moduls ab. Sie dauern jeweils 90 Minuten und enthalten neben offenen Fragen, die Du frei beantworten musst, auch Multiple-Choice-Aufgaben.
Der praktische Prüfungsteil ist mit zwei Stunden etwas kürzer und findet direkt in einer Gesundheitseinrichtung statt. Hier führst Du eine vollständige Hygienebegehung durch, dokumentierst Deine Beobachtungen und erstellst einen detaillierten Maßnahmenkatalog. Dabei achten die Prüfer:innen vor allem darauf, wie Du die verschiedenen Arbeitsbereiche analysierst und wie Du mit dem Personal vor Ort kommunizierst.
Im mündlichen Prüfungsteil erhältst Du eine Aufgabe, die Du zunächst alleine vorbereitest und zu der Du dann intensiv befragt wirst. Dabei stellen Dir die Prüfer:innen auch Fragen zu verwandten Themenbereichen, um die Breite Deines Wissens abzuklopfen. Oft bist Du hier nicht alleine, denn es können bis zu drei Teilnehmer:innen gleichzeitig geprüft werden. Der mündliche Teil dauert 30 Minuten - eine Zeit, die wie im Flug vergeht und sich deshalb längst nicht so lange anfühlt, wie sie jetzt erstmal klingt.
Deine Prüfung hast Du insgesamt bestanden, wenn Du in allen Teilbereichen mindestens ausreichende Leistungen erbringst. Die Gesamtnote setzt sich aus den Einzelbewertungen der verschiedenen Prüfungsteile zusammen. Nach erfolgreichem Abschluss erhältst Du Dein Zeugnis als staatlich anerkannte Hygienefachkraft.
Hygienefachkraft – Kosten der Weiterbildung
Die Weiterbildung zur Hygienefachkraft ist eine Investition in Deine Zukunft, die Dir zwar langfristig ein höheres Gehalt beschert, aber erstmal selbst Kosten verursacht. Die Lehrgangsgebühren bilden den größten Kostenblock und belaufen sich in der Regel auf 5.000 bis 8.000 Euro für die gesamte Weiterbildungsdauer. Diese Gebühren decken den theoretischen Unterricht, Praxisanleitungen und die Prüfungskosten ab. Zusätzlich musst Du mit Kosten für Fachliteratur und Arbeitsmaterialien von etwa 300 bis 500 Euro rechnen.
Da die Präsenzphasen oft in speziellen Bildungszentren stattfinden, müssen viele Teilnehmer:innen von weiter weg anreisen, wodurch Reise- und Übernachtungskosten entstehen. Diese können sich je nach Deinem Wohnort und dem Ort der Bildungseinrichtung über die Weiterbildungszeit auf stattliche 1.000 bis 2.000 Euro summieren.
Aufgrund der mit der Weiterbildung verbundenen Kosten lohnt es sich, Preise zu vergleichen und dabei auch die Entfernung zur Einrichtung einzukalkulieren. Mit etwas Glück musst Du allerdings nicht den vollen Kostenberg alleine stemmen: Manche Arbeitgeber:innen übernehmen einen Teil oder sogar die gesamten Weiterbildungskosten - denn schließlich profitieren sie von Deiner zusätzlichen Qualifikation. Auch solltest Du Dich über Fördermöglichkeiten (zum Beispiel durch die Bundesagentur für Arbeit oder Bildungsgutscheine der Länder) informieren.
Hygienefachkraft – Gehalt
Das Einstiegsgehalt als Hygienefachkraft liegt deutlich über dem einer Pflegefachkraft ohne Zusatzqualifikation. Hinsichtlich des Grundgehalts in einer Vollzeitposition kannst Du je nach Einrichtung, Region und Berufserfahrung mit einer Summe zwischen 3.500 und 4.500 Euro brutto monatlich rechnen. In leitender Position oder mit mehrjähriger Erfahrung sind auch Gehälter von bis zu 5.500 Euro möglich. Im öffentlichen Dienst erfolgt die Eingruppierung meist in die Entgeltgruppen E9 bis E11 des TVöD.
Zu diesem Grundgehalt kommen häufig noch Zulagen hinzu: Schichtzulagen, wenn Du im Schichtdienst arbeitest, Funktionszulagen für besondere Verantwortungsbereiche und in vielen Einrichtungen auch eine jährliche Sonderzahlung (Weihnachtsgeld). Private Kliniken und Spezialeinrichtungen zahlen oftmals übertarifliche Gehälter.
Hygienefachkraft – Aufgaben
Als Hygienefachkraft übernimmst Du die Prävention und Bekämpfung von Infektionen in Gesundheitseinrichtungen. Ein wesentlicher Teil Deiner Arbeit besteht in der Entwicklung und Implementierung von Hygienekonzepten. Du analysierst bestehende Abläufe, identifizierst Schwachstellen und erarbeitest Verbesserungsvorschläge. Dabei hältst Du die gesetzlichen Vorgaben ein und achtest darauf, die spezifischen Bedürfnisse und Gegebenheiten der jeweiligen Abteilungen zu berücksichtigen. Denn die von Dir entwickelten Konzepte müssen dabei sowohl effektiv als auch praktisch umsetzbar sein.
In sogenannten Hygienebegehungen kontrollierst Du systematisch alle relevanten Bereiche einer Einrichtung und prüfst zum Beispiel die korrekte Durchführung der Händehygiene, die Aufbereitung von Medizinprodukten oder die Einhaltung der Desinfektionsrichtlinien. Hast Du Mängel festgestellt, dokumentierst Du sie und entwickelst gemeinsam mit den Verantwortlichen Lösungsstrategien.
Deine Tätigkeit wäre nicht vollkommen ohne die Schulung und Beratung des Personals. Du arbeitest Mitarbeiter:innen in Deine Hygienekonzepte ein und gibst ihnen Tipps für ein besseres und holistisches Hygienemanagement. Im Falle eines Ausbruchs übernimmst Du das Ausbruchsmanagement und arbeitest dabei eng mit dem Gesundheitsamt zusammen, damit die Situation schnell unter Kontrolle gebracht wird.
Hygienefachkraft – Einsatzorte
Der klassische Arbeitsplatz einer Hygienefachkraft ist das Krankenhaus, wo Du entweder für die gesamte Einrichtung oder für spezielle Bereiche wie die Intensivstation oder den OP-Bereich zuständig sein kannst. Gerade in größeren Kliniken arbeiten oft mehrere Hygienefachkräfte im Team zusammen, was einen fachlichen Austausch ermöglicht und so die Qualität der Hygienekonzepte steigert.
Auch Rehabilitationskliniken benötigen Deine Expertise. Hier liegt Dein Fokus auf der Anpassung von Hygienemaßnahmen an die spezifischen Bedürfnisse der verschiedenen Therapiebereiche, die von der Physiotherapie bis zur medizinischen Trainingstherapie reichen und einen interessanten Arbeitsalltag versprechen.
In Pflegeeinrichtungen wächst der Bedarf an qualifizierten Hygienefachkräften stetig. Du berätst das Personal bei der Umsetzung von Hygienemaßnahmen und entwickelst Konzepte, die sowohl den Infektionsschutz als auch die Lebensqualität der Bewohner:innen berücksichtigen und trotz Effektivität ein möglichst wohnliches Ambiente wahren.
Schließlich kannst Du für ambulante Pflegedienste, medizinische Versorgungszentren und größere Arztpraxen tätig werden. Zunehmend bieten sich auch Chancen in der Beratung und Schulung: Als selbstständige:r Berater:in kannst Du mehrere Einrichtungen betreuen oder als Dozent:in aus- und weiterbilden. Du siehst: Es warten zahlreiche und vor allem abwechslungsreiche Karrierechancen als Hygienefachkraft auf Dich!