Examinierte Pflegefachkraft Berufsbild & Ausbildung
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Examinierte Pflegefachkraft Berufsbild & Ausbildung

Eine examinierte Pflegekraft unterstützt Menschen im Alltag, die Pflege oder Betreuung benötigen, und ist wichtige:r Ansprechpartner:in für Angehörige. Um examinierte Pflegekraft zu werden, durchläufst Du eine dreijährige Ausbildung und solltest Einfühlungsvermögen und Freude an der Arbeit mit Menschen mitbringen. Was Du noch alles über den Weg bis zum Abschluss und den Einstieg in den Beruf wissen solltest, verraten wir Dir in diesem Ratgeber.

 

Was macht eine examinierte Pflegefachkraft?

 

Als examinierte Pflegefachkraft bist Du das Herzstück im Gesundheitswesen. Du betreust und pflegst Menschen jeden Alters in unterschiedlichen Lebenssituationen. Dabei unterstützt Du Patient:innen bei täglichen Aktivitäten, führst medizinische Maßnahmen durch und bist wichtige:r Ansprechpartner:in für Angehörige. Deine Aufgaben reichen von der Grundpflege - wie der Unterstützung bei der Körperhygiene - bis hin zur fachgerechten Wundversorgung und Medikamentengabe. Durch Deine Arbeit trägst Du maßgeblich dazu bei, die Lebensqualität Deiner Patient:innen zu verbessern und ihnen ein würdevolles Leben zu ermöglichen.

 

Examinierte Pflegefachkraft – Ausbildung

 

Seit der Reform der Pflegeausbildung im Jahr 2020 gibt es die generalistische Pflegeausbildung, die die bisherigen Ausbildungen in Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege und Kinderkrankenpflege vereint. In dieser dreijährigen Ausbildung erwirbst Du umfassende Kenntnisse in allen Bereichen der Pflege. Im dritten Ausbildungsjahr hast Du die Möglichkeit, einen Schwerpunkt zu wählen oder den generalistischen Abschluss zu machen, der Dir vielfältige Karrierewege eröffnet.

 

Zugangsvoraussetzungen zur generalistischen Pflegeausbildung

 

Um die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft beginnen zu können, benötigst Du einen mittleren Schulabschluss oder einen Hauptschulabschluss mit:

●      Einer erfolgreich abgeschlossenen, mindestens zweijährigen Berufsausbildung oder

●      Einer Ausbildung als Pflegehelfer:in

Zusätzlich solltest Du gesundheitlich dazu in der Lage sein, den oft auch physisch fordernden Alltag als Pflegefachkraft meistern zu können, und einen aktuellen Impfschutz haben. Von Vorteil ist darüber hinaus ein Praktikum im Pflegebereich, das Dein Interesse und Engagement für den Beruf zeigt. Last, but not least: Empathie, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit sind unerlässlich, wenn Du examinierte Pflegefachkraft werden möchtest. Ebenso solltest Du keine Scheu vor Körperkontakt mit Erkrankten haben.

 

Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft - Form und Aufbau

 

Die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft erfolgt dual und verbindet Theorie und Praxis auf ideale Weise miteinander. In der Pflegeschule lernst Du die theoretischen Grundlagen, während Du in Praxisphasen Dein Wissen in echten Pflegesituationen anwendest. Der Wechsel zwischen Schule und Ausbildungsbetrieb ermöglicht es Dir, die erlernten Inhalte direkt umzusetzen und praktische Erfahrungen zu sammeln. Die Ausbildung ist in verschiedene Module unterteilt, die aufeinander aufbauen und Dir einen umfassenden Einblick in die Pflege vermitteln.

 

Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft - Ausbildungsinhalte

Theoretische Ausbildung

● Umfang: Mindestens 2.100 Stunden

● Ort: Staatliche oder staatlich anerkannte Pflegeschule

● Curriculum: Schulinterne Curricula bilden die Grundlage für den Unterricht

● Themenbereiche und Stundenverteilung:

○ Pflegeprozesse und Pflegediagnostik: 1.000 Stunden

○ Kommunikation und Beratung: 280 Stunden

○ Intra- und interprofessionelles Handeln: 300 Stunden

○ Recht und Ethik: 160 Stunden

○ Wissenschaftliche und berufsethische Grundlagen: 160 Stunden

○ Freie Verteilung: 200 Stunden

Praktische Ausbildung

● Umfang: Mindestens 2.500 Stunden

● Ort: Träger der praktischen Ausbildung (z. B. Krankenhaus, Pflegeeinrichtung, ambulanter Pflegedienst) und weitere Einrichtungen

● Praxisanleitung: Mindestens 10 Prozent der Ausbildungszeit, organisiert vom Träger

● Struktur:

○ Orientierungseinsatz beim Träger der praktischen Ausbildung: 400 Stunden

○ Pflichteinsätze in der allgemeinen Pflege:

■ Akutpflege in stationären Einrichtungen (z. B. Krankenhaus): 400 Stunden

■ Langzeitpflege in stationären Einrichtungen (z. B. Pflegeheim): 400 Stunden

■ Ambulante Pflege (akut und langzeit) bei ambulanten Diensten: 400 Stunden

○ Pflichteinsätze in speziellen Versorgungsbereichen:

■ Pädiatrie (Kinderkrankenhaus): 120 Stunden (mindestens 60 Stunden bis Ende 2024)

■ Psychiatrische Versorgung (allgemein, geronto-, kinder- oder jugendpsychiatrisch): 120 Stunden

○ Weitere Einsätze: 160 Stunden (z. B. Hospiz, Beratungsstellen; 2 x 80 Stunden)

○ Vertiefungseinsatz beim Träger der praktischen Ausbildung: 500 Stunden

Im letzten Ausbildungsdrittel vertiefst Du Dein Wissen und Können in einem der Versorgungsbereiche, die Du bereits kennengelernt hast.

 

Ausbildungsdauer

 Die Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft dauert in Vollzeit drei Jahre. Alternativ kannst Du die Ausbildung auch in Teilzeit absolvieren, was die Dauer auf fünf Jahre verlängert. Während dieser Zeit erhältst Du eine Ausbildungsvergütung, die sich mit jedem Ausbildungsjahr erhöht. Hast Du zuvor bereits eine Ausbildung in pflegerischen Assistenz- und Helferberufen absolviert, kann Deine Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft gegebenenfalls um bis zu ein Drittel verkürzt werden. Auch andere Ausbildungen oder Ausbildungsteile kannst Du Dir gegebenenfalls anrechnen lassen - frage hier aber möglichst frühzeitig bei Deiner:m Ausbildenden nach, um auf der sicheren Seite zu sein.

 

Ausbildungsorte

Deine Ausbildung findet an zwei Hauptorten statt:

Pflegeschule

Hier lernst Du die theoretischen Grundlagen.

Praxisbetrieb

In Krankenhäusern, Pflegeheimen oder ambulanten

Pflegediensten sammelst Du praktische Erfahrungen. Du lernst verschiedene Fachbereiche kennen und kannst herausfinden, welcher Bereich Dir besonders liegt.

Daneben kannst Du auch in weiteren Einrichtungen der Kinderpflege oder Psychiatrie arbeiten, um einen breiten Einblick in die Pflege zu erhalten.

 

Ausbildungsabschluss

Am Ende der Ausbildung legst Du eine staatliche Prüfung ab, die aus schriftlichen, mündlichen und praktischen Teilen besteht. Die schriftliche Prüfung legst Du in drei Klausuren zu je zwei Stunden ab, während sich die mündliche Prüfung auf 30 bis 45 Minuten samt Vorbereitung beläuft.

Mit dem erfolgreichen Abschluss darfst Du die geschützte Berufsbezeichnung "Pflegefachfrau" oder "Pflegefachmann" führen. Dieser Abschluss ist europaweit anerkannt und bietet Dir vielfältige Karrierechancen. Du kannst direkt ins Berufsleben einsteigen oder Dich durch Weiterbildungen und Spezialisierungen weiterqualifizieren.

Die generalistische Ausbildung ermöglicht es Dir, in diversen Bereichen des Gesundheitswesens zu arbeiten. Der Einstieg dürfte Dir nicht schwer fallen: Pflegefachkräfte werden händeringend gesucht, sodass Deine Jobaussichten derzeit hervorragend sind!

 

Perspektiven nach der Ausbildung

Nach Deiner erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung zur examinierten Pflegefachkraft kannst Du in unterschiedlichsten Bereichen des Gesundheitswesens tätig werden - zum Beispiel in Krankenhäusern, Pflegeheimen, ambulanten Pflegediensten oder spezialisierten Einrichtungen wie der Kinder- oder Psychiatriepflege. Dank der generalistischen Ausbildung bist Du flexibel einsetzbar und kannst Dich je nach Interesse auf bestimmte Fachgebiete konzentrieren.

 

Examinierte Pflegefachkraft – Gehalt in der Ausbildung

 

Während Deiner dreijährigen Ausbildung erhältst Du bereits eine attraktive Vergütung, die mit jedem Ausbildungsjahr ansteigt. Im ersten Jahr kannst Du mit einem monatlichen Bruttogehalt von etwa 1.100 bis 1.200 Euro rechnen. Im zweiten Ausbildungsjahr steigt Dein Gehalt auf rund 1.200 bis 1.300 Euro, und im dritten Jahr kannst Du bis zu 1.400 Euro brutto verdienen. Diese Beträge variieren je nach Bundesland, Träger und Tarifvertrag. Zusätzlich können Zuschläge für Schicht-, Nacht- oder Wochenendarbeit Dein Einkommen erhöhen.

 

Examinierte Pflegefachkraft – Gehalt im Berufsleben

 

Nach Deinem Abschluss steigst Du als qualifizierte Pflegefachkraft ins Berufsleben ein und kannst mit einem Einstiegsgehalt von etwa 2.600 bis 3.600 Euro brutto monatlich rechnen. Dein tatsächliches Gehalt hängt von verschiedenen Faktoren wie Deiner:m Arbeitgeber:in, der Region und Deiner Berufserfahrung ab. Mit zunehmender Erfahrung und durch Weiterbildungen kannst Du Dein Einkommen deutlich steigern. Auch Zuschläge für Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdienste tragen zu einem höheren Verdienst bei. Spezialisierungen oder die Übernahme von Leitungsfunktionen, etwa als Stations- oder Pflegedienstleitung, können Dein Gehalt auf über 4.700 Euro brutto pro Monat erhöhen.

Im Südwesten Deutschlands darfst Du im Durchschnitt mit einem höheren Gehalt rechnen als in den östlichen Bundesländern. Zudem verdienen männliche Pflegefachkräfte ca. 300 Euro pro Monat mehr als weibliche Pflegefachkräfte. 


Aufgaben im Arbeitsalltag einer examinierten Pflegefachkraft

Als examinierte Pflegefachkraft betreust Du Patient:innen in unterschiedlichen Pflegebereichen, unterstützt sie bei der Körperpflege, beim An- und Auskleiden und bei der Nahrungsaufnahme. Auch medizinische Tätigkeiten gehören zu Deinem Alltag: Du verabreichst Medikamente, führst Wundversorgungen durch und überwachst Vitalzeichen wie Puls und Blutdruck. Darüber hinaus erstellst Du individuelle Pflegepläne, dokumentierst den Pflegeprozess und arbeitest eng mit Ärzt:innen und Therapeut:innen zusammen. Du bist nicht nur für die physische, sondern auch für die psychische Betreuung Deiner Patient:innen zuständig, führst Gespräche, spendest Trost und stehst auch Angehörigen beratend zur Seite.

 

Examinierte Pflegefachkraft – Arbeitszeiten

Du arbeitest in Schichtsystemen, die je nach Arbeitgeber:in Früh-, Spät- und Nachtdienste sowie Wochenend- und Feiertagsarbeit umfassen. Diese Schichtarbeit ermöglicht es Dir, Deine Arbeitszeiten abwechslungsreich zu gestalten und bietet Dir mit etwas Planung freie Zeiträume in der Woche, während andere arbeiten. Obwohl die unregelmäßigen Arbeitszeiten eine Herausforderung darstellen können, bieten sie Dir auch die Chance, Beruf und Privatleben individuell miteinander zu vereinbaren. Hinzu kommt, dass viele Einrichtungen offen sind für Teilzeitmodelle oder flexible Arbeitszeitvereinbarungen und so Deine persönlichen Bedürfnisse berücksichtigen können.

 

Wo kannst Du als examinierte Pflegefachkraft arbeiten?

 

Examinierte Pflegekräfte arbeiten in diversen Einrichtungen: 

Krankenhäuser

Du betreust Patient:innen auf verschiedenen Stationen von der Chirurgie über die Innere Medizin bis zur Pädiatrie

Pflegeheimen

Hier begleitest Du Senior:innen langfristig und ermöglichst ihnen ein möglichst selbstbestimmtes Leben

Ambulante Pflegedienste

Du besuchst Menschen in ihrem eigenen Zuhause und unterstützt sie vor Ort, was eine hohe Mobilität und Flexibilität erfordert

Rehabilitationskliniken

Hier hilfst Du Patient:innen nach schweren Erkrankungen oder Unfällen bei der Genesung

Spezialisierte Einrichtungen

In Hospizen, psychiatrischen Kliniken oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen erbringst Du spezifische Pflegeleistungen

 

Examinierte Pflegefachkraft – Weiterbildungsmöglichkeiten

 

Nach Deiner Ausbildung kannst Du Deine Karriere weiterentwickeln und Dich auf bestimmte Fachbereiche spezialisieren - zum Beispiel:

Intensivpflege

Hier lernst Du, Patient:innen auf Intensivstationen zu betreuen, die eine besonders umfassende medizinische Versorgung benötigen

Onkologie

Du spezialisierst Dich auf die Pflege von Krebspatient:innen und unterstützt sie während ihrer Therapie

Palliativpflege

Du begleitest Menschen in ihrer letzten Lebensphase und fokussierst Dich auf Schmerztherapie und Lebensqualität

Praxisanleitung

Als Praxisanleiter:in bildest Du zukünftige Pflegekräfte aus und unterstützt sie während ihrer Ausbildung

Pflegemanagement

Mit dieser Weiterbildung übernimmst Du Führungsaufgaben, planst Personal und organisierst Abläufe in Pflegeeinrichtungen

 

Bist Du an einer intensiveren Weiterbildung interessiert, kommt für Dich ein Studium in Betracht - zum Beispiel in Pflegewissenschaft, Pflegemanagement oder Gesundheitsökonomie. Dies kann Deine beruflichen Perspektiven noch einmal stark erweitern und Dir den Weg in leitende oder lehrende Tätigkeiten ebnen.

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