Der Pflegekräftemangel lässt noch lange kein Ende erkennen und die betroffenen Einrichtungen versuchen vergeblich, trotzdem einen reibungslosen Arbeitsalltag sicherzustellen. Die Inhaber des GesundZentrums in Bielefeld wollen gemeinsam mit Forschenden der FH Bielefeld intelligente Technologien entwickeln, die Einrichtungen und Pflegekräfte entlasten. Auch sollen sie Patienten dabei helfen, länger selbstständig zu leben.
Der Forschungsverbund CareTech OWL setzt sich für die Entlastung von Pflegekräften ein
Die Idee, technologische Möglichkeiten zur Unterstützung von Branchen einzusetzen, die unter einem Mangel an Arbeitnehmern leiden, ist nicht neu. Dennoch haben sie sich im Alltag von Kliniken und anderen Einrichtungen noch immer nicht etabliert. Deshalb setzt sich nun der Forschungsverbund CareTech OWL in seinem Projekt dafür ein, praxistaugliche Lösungen zu finden. Dabei wirken über 30 Wissenschaftler aus unterschiedlichen Fachbereichen mit, die es sich gemeinsam zur Aufgabe gemacht haben, die medizinische und soziale Versorgung zu verbessern.
Schutz von Pflegebedürftigen dank automatischer Notrufabsetzung
Die Möglichkeit, in Gefahrensituationen einen automatischen Notruf abzusetzen, macht die ständige Anwesenheit von anderen Personen in vielen Fällen überflüssig. Auf diese Weise können selbstständige Betroffene weiterhin eigenständigen ihren Alltag händeln mit dem guten Gefühl, dass in Notfällen umgehend Hilfskräfte eintreffen.
Dies soll laut Forschenden der FH Bielefeld bald mit Hilfe eines intelligenten Systems Realität werden, das Unregelmäßigkeiten erkennt und bei Bedarf einen Alarm auslöst. Durch Sensoren und Bewegungsmelder lernt die dahinterstehende Technik die üblichen Abläufe der pflegebedürftigen Person kennen. Schaltet sie nun zum Beispiel nicht – wie sonst üblich - morgens ihre Kaffeemaschine an oder dreht den Wasserhahn der Badewanne nicht zu, wird dies als Auffälligkeit wahrgenommen. Das System kann in dem Fall automatisch einen Notruf absetzen und Angehörige und Pflegekräfte benachrichtigen.
Die smarte Technologie lernt mit der Zeit verschiedene Verhaltens- und Bewegungsmuster kennen, die die Grundlage für einen umfassenden Aktivitätsindex bilden. Vermerkt wird zum Beispiel die Nutzung elektrischer Geräte, das Ein- und Ausschalten des Lichts und der übliche Wasserverbrauch. Aus datenschutzrechtlichen Gründen speichert die Technologie die erlernten Daten nicht in einer Cloud, sondern verarbeitet sie direkt vor Ort.
Entlastung von Pflegekräften dank Ausführung einfachster Arbeiten
Menschliche Pflegekräfte werden dringend dort benötigt, wo komplexe Aufgaben von großer Wichtigkeit erledigt werden müssen. Dennoch übernehmen sie im Pflegealltag regelmäßig auch einfache Arbeiten, die sie unterfordern und sie wertvolle Zeit kosten. Die Automatisierung dieser Aufgaben entlastet Pflegekräfte und sorgt dafür, dass Einrichtungen sie dort einsetzen können, wo ihre Fähigkeiten einen größtmöglichen Nutzen erfüllen.
So können zum Beispiel Vitaldaten automatisch aufgezeichnet und von einer künstlichen Intelligenz ausgewertet werden. Im Falle eines medizinischen Problems können die Pflegebedürftigen gewarnt oder gleich der Pflegedienst benachrichtigt werden. Pflegekräfte müssten so nicht für die routinemäßige Aufzeichnung von Vitalwerten vor Ort sein.
Auch das Institut für Systemdynamik und Mechatronik der FH Bielefeld hat einen Roboterarm entwickelt, der mit Hilfe einer Sprachsteuerung bedient werden kann. Die pflegebedürftige Person kann ihn zum Beispiel nutzen, um sich Objekte in der unmittelbaren Nähe geben zu lassen wie Medikamente, Bücher oder das Handy. Auf diese Weise können auch Menschen, die in ihrer Bewegungsfähigkeit eingeschränkt sind, selbstständiger leben und sind weniger auf die Anwesenheit einer Pflegekraft angewiesen.