Rot-schwarze Koalition plant Regulierung von Leiharbeit
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Rot-schwarze Koalition plant Regulierung von Leiharbeit

Eine der größten Herausforderungen im Pflegesektor ist der Mangel an qualifiziertem Personal. Die Pflege von alten und kranken Menschen erfordert ein tiefgreifendes Fachwissen und Einfühlungsvermögen, was nicht viele Arbeitnehmende mitbringen. Infolgedessen gibt es immer wieder Engpässe in der Personalbesetzung, die von den Einrichtungen mit Leiharbeit überbrückt werden. Diese Praxis hat jedoch oft negative Auswirkungen für medizinische Einrichtungen, die Pflegekräften dadurch ein höheres Gehalt zahlen und ihnen mehr im Hinblick auf ihre Wunscharbeitszeiten entgegenkommen müssen.

In den letzten Jahren hat sich die Debatte um die Leiharbeit in Deutschland verschärft. Das betrifft insbesondere den Pflegesektor. Die rot-schwarze Koalition hat sich nun vorgenommen, diese Praxis zu regulieren. Damit möchte sie sowohl die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte verbessern als auch medizinische Einrichtungen entlasten.

Leiharbeit in der Pflege – eine Folge des hohen Personalmangels

Leiharbeit in der Pflege ist ein komplexes Thema. Auf der einen Seite kann sie eine Möglichkeit für Pflegeeinrichtungen sein, kurzfristigen Personalbedarf zu decken. Auf der anderen Seite führt sie oft zu unsicheren Arbeitsbedingungen für die betroffenen Pflegekräfte. Diese sind verzichten für eine längere Zeit auf eine Festanstellung und haben somit eine größere Unsicherheit hinsichtlich ihres Gehalts. Gleichzeitig profitieren sie oft von höheren Gehältern als in der Festanstellung und von flexibleren Arbeitszeiten. Dank der Einschaltung von Zeitarbeitsfirmen können sich die Pflegerinnen und Pfleger selbst aussuchen, ob und wann sie für welche Einrichtung tätig werden möchten. Dabei wechseln sie oft das Team, in dem sie arbeiten und haben keinen festen Kreis von Kolleginnen und Kollegen. Was viele Pflegekräfte durchaus als angenehm empfinden, bedeutet für medizinische Einrichtungen einen erhöhten Organisationsaufwand.

Regulierung von Leiharbeit in Berlin?

Die rot-schwarze Koalition hat nun beschlossen, die Leiharbeit in der Pflege in Berlin zu regulieren. Dies soll durch eine neue Bundesratsinitiative erreicht werden, die die Rechte von Pflegekräften stärken soll. Hierzu sollen unter anderem die Bedingungen für Leiharbeitsverträge verbessert und Mindeststandards für Arbeitsbedingungen festgelegt werden.

Bereits im März 2020 sollte ein Verbot für Leiharbeit in der Pflege diskutiert werden, was aber auf wenig Zuspruch stieß und dann wegen Fristablaufs verfiel.

Regulierung von Leiharbeit behandelt die Symptome, nicht die Ursache

Die Regulierung von Leiharbeit in der Pflege soll medizinische Einrichtungen finanziell entlasten und die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte verbessern. Dabei wird aber der Elefant im Raum weiterhin elegant umgangen: Die Leiharbeit selbst ist nicht das Problem. Sie ist eine Reaktion eines ganzen Berufsfeldes, das seit Jahren unter schlechten Arbeitsbedingungen leidet und damit weitestgehend alleine gelassen wird. Viele Pflegerinnen und Pfleger entscheiden sich bewusst für die Leiharbeit, weil sie so von einem höheren Gehalt profitieren und flexibler sind. Das Argument, dass medizinische Einrichtungen finanziell entlastet werden sollen, erscheint deshalb besorgniserregend: Eine Kostenersparnis durch die Zahlung niedrigerer Gehälter verlagert die Belastung wieder zurück auf die Pflegekräfte, die sich gerade aus diesem Grund gegen eine Festanstellung entscheiden.

Anstatt die Leiharbeit in der Pflege zu regulieren, könnte die Regierung Maßnahmen ergreifen, um den Pflegeberuf tatsächlich attraktiver zu machen und die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte in der Festanstellung zu verbessern, womit sich die Leiharbeit ohnehin selbst regulieren würde. Dies würde gleichermaßen den Pflegekräften und den Einrichtungen zugutekommen und zu einer höheren Qualität im Pflegesektor führen.

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