Sexuelle Belästigung in der Pflege – unerwünschte Annäherungsversuche im Altenheim
Sexuelle Belästigung findet in der Pflege leider genauso oft im Arbeitsalltag statt wie in anderen Berufen. Da Du als Pflegekraft mit den Pflegebedürftigen in unmittelbaren Körperkontakt kommst, ist die Situation oft umso belastender. Der Podcast “Born to Pflege” gibt in der Folge 159 Tipps, wie Pflegerinnen und Pfleger mit unerwünschten Avancen in Alten- und Pflegeheimen umgehen können.
Sexuelle Belästigung in der Pflege – Tatort Altenheim
Pflegekräfte fühlen sich aufgrund von sexueller Belästigung in Altenheimen oft diskriminiert und gedemütigt. Trotzdem wissen viele von ihnen nicht, wie sie die Situation mit Kollegen, Vorgesetzten oder gar dem Täter selbst besprechen sollen. Handelt es sich bei dem Patienten darüber hinaus noch um eine demenzkranke Person, verkompliziert das die Lage nur noch mehr. Die Hemmschwelle, um Hilfe zu bitten, ist dann oft noch größer. Schließlich ist der betroffenen Pflegekraft bewusst, dass der Übeltäter in vielen Fällen selbst nicht weiß, was er tut. Das ist selbstverständlich kein Grund, nicht über die Situation zu sprechen und um Hilfe zu bitten.
Wie gehst Du mit sexueller Belästigung in der Pflege um?
Umgehend das Gespräch suchen und Grenzen ziehen
Werden Pflegerinnen oder Pfleger in Einrichtungen sexuell belästigt, sind viele von ihnen zu komplex, um direkt zu reagieren. Sie entziehen sich der Situation und bitten (oft männliche) Kollegen oder Vorgesetzte, das Geschehen zu thematisieren. Damit fehlt es an einer direkten Konfrontation. Werden die unerwünschten Avancen im Nachhinein thematisiert, wissen Demenzkranke oft schon nicht mehr, worum es überhaupt geht.
Auch dann, wenn die Täter nicht an Gedächtnislücken leiden, sollten Pflegekräfte umgehend Grenzen aufzeigen. So lernen die Patienten direkt, welche Äußerungen oder Handlungen als sexuelle Belästigung empfunden werden und Unwohlsein auslösen. Dulden Pflegerinnen und Pfleger ein unangemessenes Verhalten zu lange, kann sich das auf die gesamte Pfleger-Patienten-Beziehung auswirken und sie umso unangenehmer gestalten.
Unwohlsein direkt und unverblümt äußern
Tritt Dir ein Patient zu nahe, ist es völlig normal, dass Du Dich unwohl fühlst. Deine Emotionen solltest Du in dem Moment direkt und ungeschönt äußern - unabhängig von dem geistigen Zustand Deines Gegenübers. Entschuldigungen und Rechtfertigungen sind hier unangebracht. Sie stärken im schlimmsten Fall noch den Täter und führen dazu, dass er nicht realisiert, dass er sich falsch verhalten hat. Fordere ihn stattdessen ausdrücklich dazu auf, Äußerungen und Handlungen zu unterlassen, mit denen Du Dich unwohl fühlst.
Augen offenhalten
In der Folge 159 des Podcasts “Born to Pflege” gibt der Trainer für Selbstsicherheit Holger Berghof den Tipp, stets die Augen offenzuhalten. “Wenn ich die Situation erkenne und im Vorfeld agieren kann und mich zurückziehe aus der Situation, sodass sie erst gar nicht zustande kommt – das ist natürlich der optimale Fall”, sagt Berghof. Wer vorbereitet ist, kann im Zweifelsfall schneller und gefasster reagieren und wird nicht von den Handlungen des Gegenübers überrumpelt.
Mit Vorgesetzten sprechen
Wurdest Du das Opfer von sexueller Belästigung der Pflege und hast dem Täter erklärt, dass sein Verhalten unerwünscht ist, solltest Du trotzdem Deinen Vorgesetzten von den Geschehnissen berichten. Dein Arbeitgeber ist gesetzlich dazu verpflichtet, Dich vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Merken Patienten, dass ihre anzüglichen Kommentare oder Handlungen nicht verschwiegen werden, halten sie sich in Zukunft eher zurück. So schützt Du auch Deine Kolleginnen und Kollegen davor, Opfer von sexuellen Belästigungen am Arbeitsplatz zu werden.
Kolleginnen und Kollegen warnen
Demenzkranke sind oft nicht mehr Herr ihrer Handlungen. Das bedeutet aber nicht, dass sie mit übergriffigen Äußerungen davonkommen sollten. Besprichst Du unerwünschtes Verhalten mit anderen Pflegekräften, werden sie auf ähnliche Vorfälle vorbereitet und können souveräner mit der Situation umgehen.