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Lieber sterben als Altenheim – erschreckende Umfrageergebnisse
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Lieber sterben als Altenheim – erschreckende Umfrageergebnisse

Lieber sterben als Altenheim – erschreckende Umfrageergebnisse

Im Pflegeheim werden die Menschen versorgt, die auf Unterstützung in ihrem Alltag angewiesen sind. Dass Altenheime aus unserer Gesellschaft nicht mehr hinwegzudenken sind, würden viele Menschen als positiv bezeichnen. Schließlich geben sie Pflegebedürftigen die Gewissheit, nicht allein dazustehen und die Hilfe zu erhalten, die sie benötigen.

Geht es um den eigenen Lebensabend, sehen die Meinungen aber schlagartig düsterer aus. Das zeigt eine neue Umfrage, die im Auftrag der Stiftung Patientenschutz durchgeführt und am Sonntag in Dortmund veröffentlicht wurde. Danach würde rund ein Drittel der Befragten einen Suizid dem Leben im Pflegeheim vorziehen.

Wie freiwillig ist der Einzug in das Altenheim?

Im Altenheim erhalten die Bewohner Unterstützung in ihrem Alltag. Sie werden medizinisch versorgt und bekocht, bei Bedarf gewaschen und angekleidet. Eigentlich klingt das nach einer Entlastung, die den Alltag vereinfacht und ihn angenehmer gestaltet. Trotzdem würde die überwiegende Anzahl der Deutschen lieber im Alter zuhause wohnen bleiben. Hier leben sie schließlich in ihrem gewohnten Umfeld und sind so selbstbestimmt, wie dies möglich ist. Benötigen sie Unterstützung im tagtäglichen Leben, würden viele die Pflege durch Angehörige oder einen professionellen Pflegedienst vorziehen.

Aber nicht nur die Selbstbestimmtheit ist ein wichtiger Faktor. Auch die hohen Kosten für das Leben im Pflegeheim sind für viele Menschen eine Hürde. Hinzu kommt der Personalmangel, der zu Unterbesetzungen führt und zu einer mangelhaften Verwaltung. Dies gestaltet den Alltag im Altenheim weniger angenehm, als er sein könnte.

Für viele Pflegebedürftige ist der Einzug in das Pflegeheim also keineswegs eine bewusste und freiwillige Entscheidung. Er geschieht oft mangels Alternativen: Die körperlichen Einschränkungen oder die Demenz nehmen zu und die Angehörigen sind zeitlich zu eingebunden, um die Pflege leisten zu können, die nun notwendig ist.

Jeder Dritte würde den Suizid dem Altenheim vorziehen

Wie groß die Hemmschwelle vor dem Einzug in das Altenheim tatsächlich ist, zeigt nun die Umfrage im Auftrag der Stiftung Patientenschutz. Die Ergebnisse offenbaren: Wäre eine häusliche Pflege nicht mehr möglich, würden ca. 30 Prozent der Befragten eine begleitete Suizidhilfe vorziehen. Ungefähr 54 Prozent würden in dem Fall in ein Pflegeheim ziehen.

Der Einzug in ein Altenheim ist für viele Pflegebedürftige also keineswegs das Äquivalent zu einem entspannten Leben im Hotel. Er geschieht aus einer Notsituation heraus, in der keine gleichwertigen Alternativen mehr bestehen.

Wir haben mit Anita (27) gesprochen, die Pflegerin in einem Altenheim ist.

Hallo Anita. Danke, dass Du Dir die Zeit für unser Gespräch nimmst. Was war Deine erste Reaktion auf die Ergebnisse der Umfrage?

Mich haben sie natürlich traurig gemacht. Mir liegen die Bewohner unseres Altenheims am Herzen. Der Gedanke, dass rund ein Drittel von ihnen den Suizid vorziehen würde, bereitet mir Magenschmerzen.

Gleichzeitig haben mich die Ergebnisse leider nicht allzu sehr überrascht. Dass die meisten Pflegebedürftigen nur unfreiwillig aus ihrem Zuhause ausziehen, ist mir bewusst. Die Pflegekräfte, die ich kenne, arbeiten hart und machen regelmäßig Überstunden. Gleichzeitig sind wir unterbesetzt und die Verwaltung ist schlecht organisiert. Das macht die Abläufe für alle Beteiligten mühselig. Oft bleibt Arbeit liegen und die Bewohner können nicht die Aufmerksamkeit und persönliche Betreuung erhalten, die wir uns für sie wünschen würden.

Ich hoffe, dass diese Umfrageergebnisse ein Weckruf für die Regierung sind, etwas zu ändern. Wir werden schließlich alle älter - und in ein paar Jahren sind wir diejenigen, die uns mit diesen Gedanken auseinandersetzen müssen.

Danke Anita!

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