Pflegedienste stellen sich bereits zahlreichen Herausforderungen, die die Branche ihnen tagtäglich bereitet. Die schwierigen Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte und die enorm gestiegenen Kosten für Heimbewohner machen nur einen Bruchteil der Steine aus, die ihnen derzeit im Weg liegen.
Doch nun kommt ein weiteres Problem hinzu: Viele Pflegedienste in Deutschland befinden sich in einer existenziellen Notlage und müssen entweder Insolvenz anmelden oder schließen. Dies ist auf die erheblich gestiegenen Kosten für Energie, Lebensmittel und Personal zurückzuführen, aber auch auf die engen regulatorischen und finanziellen Vorgaben, innerhalb derer sich die Pflegedienste bewegen müssen. Der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste e.V. hat eine Umfrage unter privaten Pflegeanbietern durchgeführt - mit ernüchternden Ergebnissen.
Ernüchternde Umfrageergebnisse zur wirtschaftlichen Lage von Pflegediensten
Die Corona-Pandemie hat das deutsche Gesundheitssystem vor zahlreiche Herausforderungen gestellt. Insbesondere Pflegedienste haben mit massiven Einschränkungen und neuen Anforderungen zu kämpfen. Eine Umfrage des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste e.V. zeigt nun, dass zwei Drittel der Pflegedienste ihre Existenz bedroht sehen.
Die Umfrage wurde im Dezember 2020 durchgeführt und umfasste 7.000 private Pflegeanbieter in ganz Deutschland. Von diesen gaben 66 Prozent an, dass sie sich aktuell in ihrer Existenz bedroht fühlen. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Welche Ursachen hat die weitreichende Existenzbedrohung von Pflegediensten?
Eine zentrale Herausforderung für Pflegedienste sind die gestiegenen Anforderungen an die Hygiene. Um die Ausbreitung des Coronavirus zu verhindern, müssen Pflegekräfte verstärkt auf die Einhaltung von Hygienemaßnahmen achten. Das erfordert einen höheren Zeitaufwand und bedeutet für viele Pflegedienste auch höhere Kosten für Schutzkleidung und Desinfektionsmittel.
Zudem haben viele Pflegedienste mit einem Mangel an Fachkräften zu kämpfen. Bereits vor der Corona-Pandemie war der Fachkräftemangel ein großes Problem in der Pflegebranche. Durch die Pandemie hat sich die Situation jedoch weiter verschärft. Viele Pflegekräfte sind erkrankt oder mussten in Quarantäne, was zu einem erhöhten Arbeitsdruck bei den verbleibenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern führt.
Auch die verschärften Kontaktbeschränkungen bereiten weitere Hürden und Probleme. Viele Pflegebedürftige können aktuell keine oder nur sehr eingeschränkte Besuche von Angehörigen oder Freunden empfangen. Dadurch steigt das Risiko von Vereinsamung und psychischen Belastungen bei den Pflegebedürftigen. Auch für die Pflegekräfte ist die Situation belastend, da sie oft eine wichtige Vertrauensperson für ihre Patientinnen und Patienten sind und diese nun nicht wie gewohnt unterstützen können.
Wie sieht die Zukunft der bedrohten Pflegedienste aus?
Die Umfrage des bpa zeigt deutlich, dass die Situation für viele Pflegedienste in Deutschland derzeit äußerst schwierig ist. Die Bundesregierung hat bereits mehrere Maßnahmen ergriffen, um die Pflegebranche zu unterstützen. Dazu gehört unter anderem eine finanzielle Unterstützung für Pflegeeinrichtungen, die durch die Pandemie in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind. Doch es bleibt abzuwarten, ob diese Maßnahmen ausreichend sind, um die Existenz der betroffenen Pflegedienste langfristig zu sichern. Auch hat Gesundheitsminister Lauterbach zudem vor Kurzem eine Pflegereform vorgestellt, nach der die Pflegebedürftige von höheren Beiträgen und Zuschüssen profitieren sollen. Dabei wurde allerdings die angespannte Lage von Pflegeeinrichtungen nicht berücksichtigt.
Es ist wichtig, dass die Gesellschaft die Bedeutung der Pflegebranche anerkennt und sich für eine nachhaltige Unterstützung der Pflegekräfte einsetzt. Nur so kann langfristig eine angemessene Versorgung von pflegebedürftigen Menschen gewährleistet werden.